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Ribal Al-Assad interviewed by German Newspaper Vorwärts: 'The last chance to introduce democracy'

Wednesday, 27 April 2011

"Die letzte Chance, die Demokratie einzuführen"

von Ramon Schack - 27.04.2011

Der syrische Präsident Baschar al Assad geht brutal gegen die Protestbewegung in seinem Land vor. Sein Cousin, der im Exil lebende Ribal al Assad, erklärt, dass er alle friedfertigen Demonstrationen unterstütze. Er rät seinem Cousin, sich für demokratische Reformen zu engagieren.

vorwärts.de: Syrien wird von blutigen Unruhen erschüttert, zahlreiche Menschen kamen bisher ums Leben. Denken Sie, die Situation wird sich so lange verschlimmern, bis der amtierende Präsident zurückgetreten ist?

Ribal al Assad: Ich hoffe, die Situation wird sich nicht weiter verschlechtern. Persönlich unterstütze ich alle friedfertigen Demonstrationen gegen das Regime. Das syrische Volk hat ein Recht darauf gewaltfrei zu protestieren, um so den Wunsch nach politischen und ökonomischen Veränderungen zum Ausdruck zu bringen.

Ihr Vater war einst an der blutigen Unterdrückung von Protesten in Syrien beteiligt. Halten Sie einen gewaltfreien Wandel in Damaskus überhaupt für realistisch?

Jegliches Blutvergießen ist zu bedauern. Mein Vater war damals Bestandteil eines totalitären Regimes, mit dem er später gebrochen hat. Ich fordere die dortigen Sicherheitskräfte zur äußersten Zurückhaltung auf. Die Syrer, wie auch die Menschen in Tunesien, oder Ägypten, fordern nicht mehr als ein Ende der Diktatur.

Die Macht in Syrien liegt in den Händen der Baath-Partei, wird dominiert von der religiösen Minderheit der Alawiten, der sie selbst angehören. Sind Sie nicht der Meinung, die aktuellen Unruhen gefährden die fragile ethnische und religiöse Balance in Syrien?

Der Präsident sprach in den vergangenen 11 Jahren, seit seinem Amtsantritt, permanent von Reformen, ohne irgendwelche Veränderungen eingeleitet zu haben. So kann er nicht weitermachen. Er hat jetzt zum letzen Mal die Chance, die Demokratie einzuführen und so Geschichte zu schreiben. Syrien ist ein wunderbares Mosaik von verschiedenen religiösen und ethnischen Minderheiten. Es wäre eine Katastrophe, wenn Syrien aufgrund dessen in Bürgerkrieg versinken würde. Ich bin aber davon überzeugt, das syrische Volk ist weise genug, es nicht so weit kommen zu lassen.

Sie selbst waren 1999 zum letzten Mal in Syrien. Ihre Familie gehörte nicht nur zum politischen Establishement der regierenden Baath-Partei, sondern auch zur gesellschaftlichen Oberschicht Syriens. Sind Sie eigentlich sicher, das ihre heutigen Forderungen nach Demokratie und Freiheit die Wünsche des syrischen Volkes reflektieren?

Meine Familie entstammt von kleinen Bauern. Mitglied der Elite zu sein, hindert doch nicht daran, sich für Demokratie und Freiheit einzusetzen. Ich stehe im permanenten Kontakt mit zehntausenden von Syrern, reflektiere also auch deren Wünsche und politischen Vorstellungen. Wie alle meine Verwandten, habe auch ich unter der politischen Ausschaltung meiner Familie gelitten. Seit ich 9 Jahre alt bin, als mein Vater 1984 das Land verlassen mußte, lebe ich im Exil. Von 1997-1999 war ich noch einmal in Syrien, um den dortigen Wohltätigkeitsverein meiner Familie zu leiten. Als ich 1999 meine Familie im Ausland besuchte, bombardierte das Regime unser Anwesen in Latakia.

Stellen Sie sich bitte einmal vor, Ihr Cousin, der amtierende Präsident Syriens Bashir Al-Assad, würde Sie heute um einen Rat bitten, um die Situation in Syrien zu stabilisieren. Was würden Sie ihm vorschlagen?

Ich würde ihm raten, einen tiefgehenden Dialog mit dem Volk zu beginnen, inklusive aller politischen Akteure, um zu diskutieren, wie es weitergehen kann und eine Regierung der "Nationalen Einheit" zu formen. Er muss den Artikel 8 der Syrischen Verfassung streichen, welcher die führende Rolle der Baath-Partei festschreibt. Ferner muß er eine neue Verfassung ausarbeiten lassen, welche Gewaltenteilung garantiert, den Schutz der Bürger und Minderheiten, unabhängig von Etnizität, Religionszugehörigkeit, oder Geschlecht. Darüberhinaus sind alle politischen Gefangenen zu entlassen. Politische Parteien, die sich für demokratische Reformen engagieren, sind zuzulassen. Außerdem ist die Korruption zu bekämpfen, flankiert von ökonomischen Reformen. Damit muss er sofort beginnen.

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